Eisenmangel ist einer der häufigsten Nährstoffmängel weltweit. Insbesondere Frauen sind davon betroffen und stellen die größte Risikogruppe dar. Bleibt der Mangel lange unentdeckt oder unbehandelt, kann sich daraus eine Eisenmangelanämie entwickeln. Wie ein Eisenmangel entsteht, wie er sich äußert und welcher Behandlung es bedarf, haben wir in unserem Artikel zusammengefasst.
Wie entsteht ein Eisenmangel?
Ein Eisenmangel kann auf unterschiedliche Art und Weise entstehen. Grundsätzlich ist es aber so, dass dem Körper entweder zu wenig Eisen zugeführt wird oder zu viel davon verloren geht. Es wird zwischen einem funktionellen und einem absoluten Eisenmangel unterschieden. Bei letzterem steht dem Körper tatsächlich zu wenig Eisen zur Verfügung. Beim funktionellen Eisenmangel ist zwar eine ausreichende Menge des Mikronährstoffes vorhanden, er kann aber aus diversen Gründen nicht optimal verwertet und zur Blutbildung genutzt werden. Kombinationen von funktionellem und absolutem Eisenmangel sind ebenfalls möglich.
Neben einseitiger, nicht bedarfsdeckender Ernährung können auch zugrunde liegende Erkrankungen für einen Mangel an Eisen verantwortlich sein. Dazu zählen beispielsweise Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes, verschiedene Krebsarten wie Eierstock- und Gebärmutterkrebs, Rheuma, Autoimmunerkrankungen, Herzinsuffizienz und Nierenerkrankungen.
Ein Eisenmangel kann zudem durch starken Blutverlust bedingt sein. Dies ist mitunter nach Operationen der Fall, bei Frauen häufig aber auch während der Menstruation. Frauen haben ohnehin bereits einen höheren täglichen Eisenbedarf als Männer (10 mg bei Männern verglichen mit 15 mg bei Frauen). Dieser erhöht sich während der Schwangerschaft (ca. 30 mg) und Stillzeit (ca. 20 mg) noch weiter.
Symptome eines Eisenmangels bei Frauen
Da vor allem anfangs die Symptome nicht sehr spezifisch sind, bleibt ein Eisenmangel häufig für längere Zeit unentdeckt. So wird die Bildung der roten Blutkörperchen behindert, wodurch es in weiterer Folge zu einer Anämie (= Blutarmut) kommen kann.
Folgende Symptome können unter anderem auf einen Eisenmangel bzw. eine Eisenmangelanämie hindeuten:
- Kopfschmerzen
- Müdigkeit
- Konzentrationsstörungen
- Vergesslichkeit
- Antriebslosigkeit
- Abgeschlagenheit
- Gereiztheit
- Schwindel
- Blässe
- Herzklopfen
- Trockene, rissige Haut
- Haarausfall
- Brüchige Fingernägel
- Eingerissene Mundwinkel
Weiters kann ein Eisenmangel zu einer übertriebenen Reaktion des Immunsystems führen. Das hat unter Umständen zur Folge, dass dieses noch stärker auf allergene Stoffe reagiert und die Eisenaufnahme zusätzlich gehemmt wird. Allergikerinnen sollten dies im Hinterkopf behalten.
Eisenmangel in besonderen Lebenssituationen
Sowohl die Schwangerschaft als auch die Stillzeit und die Wechseljahre zählen zu besonderen Situationen im Leben vieler Frauen.
Betreffend Eisenaufnahme sollte Folgendes beachtet werden:
- Schwangerschaft: Während der Schwangerschaft haben Frauen einen erhöhten Bedarf an Eisen. Dieser ist nicht gleich, sondern steigt kontinuierlich an. Eine im Journal „Food Science & Nutrition“ veröffentlichte Studie untersuchte die Verbreitung von Eisenmangel bei schwangeren österreichischen Frauen. Zu Beginn der Schwangerschaft litten rund 12 % der Patientinnen an einem Eisenmangel. Im Laufe der Schwangerschaft erhöhte sich der Wert auf bis zu 65 %. Abhängig vom Schweregrad ist eine Anämie ein Risikofaktor hinsichtlich fetaler und mütterlicher Morbidität. Der Eisenwert sollte folglich unbedingt im Blick behalten werden.
- Stillzeit: Auch in der Stillzeit ist der Bedarf an Eisen höher. Dies liegt beispielsweise daran, dass eine Geburt in der Regel mit einem größeren Blutverlust einhergeht. Liegt bereits während der Schwangerschaft ein Eisenmangel vor, der nicht behandelt wurde, besteht dieser natürlich auch noch in der Stillzeit.
- Wechseljahre: In den Wechseljahren (= Klimakterium) gleicht sich der Eisenbedarf von Frauen wieder an jenen der Männer an. Vor der Menopause kann es allerdings zu besonders starken, teils länger anhaltenden Blutungen kommen, bevor diese letztendlich ganz aussetzen. Deshalb sollte man auch in den Wechseljahren den Eisenspeicher regelmäßig checken lassen.
Auch abseits dieser besonderen Lebenssituationen gibt es Punkte, die es hinsichtlich des Bedarfs an Eisen abzuklären gilt. Bei Frauen sollte bei der Anamnese beispielsweise geprüft werden, ob Zyklus- und Monatsblutungsstörungen wie eine Hypermenorrhö (verstärkte Regelblutung) oder eine Metrorrhagie (länger andauernde Zwischenblutung) vorliegen.
Vorbeugung und Behandlung
Mit dem gebärfähigen Alter und dem Eintreten der Menstruation steigt für Frauen das Risiko eines Eisenmangels. Bereits ab dem Teenageralter sollte also auf eine ausreichende Zufuhr des Nährstoffs geachtet werden – und in besonderen Lebenssituationen sowieso.
Hinzu kommt, dass Frauen häufig weniger Fleisch essen als Männer. Darin enthalten ist das für den Körper einfacher verwertbare Hämeisen. Ausgeglichen werden kann dies durch die vermehrte Zufuhr von Nahrungsmitteln, die viel Nicht-Hämeisen enthalten. Gute pflanzliche Eisenquellen sind Hülsenfrüchte, Sojabohnen, Haferflocken und Pseudogetreide sowie Nüsse und Samen.
Tipps, um die Eisenaufnahme zu steigern:
- Kombination mit Vitamin C: Um die Eisenaufnahme zu verbessern ist es empfehlenswert, zu Mahlzeiten beispielsweise Fruchtsäfte mit hohem Vitamin-C-Gehalt zu sich zu nehmen.
- Verzicht auf tanninhaltige Getränke während der Mahlzeiten: Tannin findet sich unter anderem in schwarzem und grünem Tee, Kaffee oder Rotwein und hemmt die Eisenaufnahme. Hier sollte man ca. 30 Minuten warten.
- Milchprodukte nicht mit eisenreichen Mahlzeiten kombinieren: Auch hier sollte man zeitlich versetzt konsumieren. Das in Milchprodukten enthaltene Kalzium steht in Wechselwirkung mit Eisen und verringert die Aufnahme von Nicht-Hämeisen.
- Abwechslungsreiche Toppings nutzen: Eine Handvoll Nüsse zur Limetten-Pasta sorgt für das gewisse Extra, Kürbiskerne und Hanfsamenschalen über den Salat gestreut erhöhen den Nährstoffgehalt noch weiter und Porridge aus Haferflocken garniert mit Trockenobst garantiert eine zusätzliche Portion Eisen.
Laut einer Studie der MedUni Wien zum Thema Mikronährstoffmangel und Erkrankungen des Immunsystems können gezielte diätische Maßnahmen die Symptomlast bei Überreaktionen ebendessen verringern. Das gilt insbesondere bei Personen, die an einer Gräser- und Birkenpollenallergie leiden.
Zur Behandlung eines Eisenmangels gibt es leider in den meisten Fällen nur zwei Optionen: die Supplementierung mit Eisenpräparaten oder eine Eiseninfusion. Es ist schwer bis kaum möglich, die Speicher rein durch ernährungsbedingte Maßnahmen wieder aufzufüllen.
Um einen Mangel oder ein Defizit zu diagnostizieren ist ein Blutbild nötig. Hier sollte der Ferritinwert ermittelt werden, denn der Ferritinspiegel gibt an, wie gut die Eisenspeicher gefüllt sind. Achtung: Bei entzündlichen oder malignen Erkrankungen kann der Ferritinwert ebenfalls ansteigen, wodurch ein Eisenmangel möglicherweise verdeckt wird.
Es muss unbedingt abgeklärt werden, wodurch der Eisenmangel entstanden ist. Ansonsten sind sowohl die Supplementierung als auch die Infusionen eine reine Symptombekämpfung. Regelmäßige Gesundenuntersuchungen mit einem umfassenden Blutbild geben einen guten Überblick hinsichtlich des eigenen Nährstoffbedarfs und ermöglichen ein frühzeitiges Handeln.